15 November 2011

Aua

Heute Nacht konnte ich nicht schlafen, ihr könnt euch denken, warum.... und jetzt folgt schon wieder Geschwafel von mir über ein klassisches Stück ;)


Also saß ich im Wohnzimmer, schaute traurig in mein immer leerer werdendes Meerschweinchengehege und versuchte mich mit Musik abzulenken. Weil ich wiedermal zu faul war, mir eine CD raus zu suchen, schaltete ich das Radio ein und landete bei einem Klassiksender. Mir kamen die Töne die ich hörte seltsam vertraut vor. Aber neben der Musik, erklangen auch hustende Menschen, regelrecht schnarchende Violinisten, blechernde Bläser, kratzende Cellos und es wirkte als hätten die Damen und Herren vom Orchester ihre Noten leicht durcheinander bekommen, als ob der Dirigent manche Teile des Orchesters hin und wieder übersehen würde und als würde alles mechanisch von Robotern herunter gespielt werden. Es entstand der Eindruck als ob man einem Schulorchester Noten gegeben hat und sie ohne zu üben auf die Welt los lies... ich wollte schon weg schalten, da erkannte ich das Stück: Es war tatsächlich (oder sollt e sein) Nikolai Rimsky-Korsakovs Scheherazade.

Das tat jetzt wirklich weh, das war eine Vergewaltigung dieses Stückes, das bereitete mir geradezu körperliche Schmerzen. Das man ein wundervolles Stück so dermaßen grausam intonieren kann, hätte ich nie für Möglich gehalten. Das tat so weh, dass ich mir eben unverzüglich die einzig richtige Aufnahme dieses Stückes, natürlich mit Karajan (ja, verdammt, ich mag ihn, er ist schwülstig, er ist theatralisch und gerade deshalb ist er wundervoll) gekauft habe. Denn wenn dieses Stück erklingt, dann sollte man eigentlich sofort Bilder von alten Technicolor Filmen mit verwegenden Seefahrern, geheimnisvollen orientalischen Prinzessinnen (die selbstverständlich alle den Bauchtanz perfekt beherrschen) und den Zauber von 1000 + 1 Nacht - so wie er in den alten Filmen bis zur Mitte des letzten Jahrzehntes noch so wundervoll kitschig herüber gebracht wurde - vor Augen haben und nicht an erkältete Violinenspieler denken... Übrigens: genauso, wie die Amerika Sinfonie von Dvořák früher für fast jeden Western her genommen wurde, erklangen Themen aus der Scherherazade früher in jedem Film, der irgendwie im Orient spielte und deshalb ist das für uns die Musik des Orients - und zwar für jeden der so alt oder älter ist als ich, egal ob er Klassik mag, oder nicht ;)

1 Kommentar:

  1. Oh, ich kann's kaum fassen :-o : jemand, der Hamster und Klassik mag! Ich dachte nicht dass ich sowas noch finde :-) . Mit Klassik steht man ja schon oft allein auf weiter Flur, und wenn man dann als Erwachsene auch noch mit Hamstern kommt.....
    Zu deinem Post, ja, das kenne ich gut, vor allem bei Opern, wenn ich da einen Sänger höre, der eins meiner Lieblingsstücke total verhunzt, muss ich sofort eine "ordentliche" Version hören, um mich daran zu erinnern, wie wunderschön das Stück "richtig" gesungen klingt.

    Liebe Grüße, Vivi

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