23 Juni 2012

Fienchen

Gestern Morgen schockte mich Josephine - sie war flussig, fraß nicht und ihr Auge war dreimal so groß, rot, vertrocknet - mit anderen Worten: Es war völlig kaputt. Mir war sofort klar, dass das nicht die Folge einer einfachen Verletzung ist, das sah viel viel schlimmer aus als ich es jemals gesehen habe. Glücklicherweise war mein TA schon in der Praxis und hatte sofort Zeit und wir konnten gleich hin fahren, noch vor der Sprechstunde.


Das Auge wurde sofort entfernt. Es war nicht, wie wir vermutet hatten, ein Abszess hinter dem Auge, sondern leider wirklich ein Tumor der sich ums Auge gelegt hat und das Auge dann raus drückte (also man muss sich das so vorstellen, dass der Tumor lange gegen das Auge drückte, aber man sah nichts, das Auge kam auch nicht hervor und dann war der Druck durch den Tumor zu groß und das Auge wurde ganz aus der Höhle gedrückt und ist in der Folge innerhalb weniger Stunden, also über Nacht, total eingetrocknet und zerrissen).

Glücklicherweise hat unser altes Fienchen die OP richtig gut weg gesteckt. Gestern war sie zwar natürlich neben der Spur und ein Quarantänegehege, auch wenn es 1 m² groß und mit allen ihren Lieblingssachen eingerichtet ist, geht ja gaaaar nicht. Aber heute Morgen war sie wieder fit. Naja, zuerst nicht, ich dachte zuerst noch: Weiha, frisst nicht, lässt sich hängen, das sieht schlecht aus, aber ich kenne ja Meerschweinchen, die sind ja nicht glücklich, wenn sie anderen Meerschweinchen nicht das Futter weg nehmen können und ihnen sagen können, dass sie sich gefälligst verziehen sollen. So war es auch hier: Kaum war die Trennwand weg und Fienchen konnte der dicken Flocke deutlich zu verstehen geben, dass alles Futter, was da vor ihr lag auch ihr gehörte, fing das Fienchen dann auch an, das Futter zu fressen. Das Futter, das da schon die ganze Zeit lag, das man aber nicht fressen kann, wenn es nicht mindestens ein anderes Schweinchen auch haben will. Meerschweinchen sind ganz komische Leute, ehrlich. Eben wurde nochmal die Wundhöhle gereinigt und das Auge neu zugetackert, ich dachte echt, danach wäre erstmal wieder Schluss mit Fressen, aber weit gefehlt: Kaum steht sie im Gehege neben den anderen und die kriegen Gras und Grünzeug, da muss das Fienchen mitfressen, Schwein könnte ja sonst was verpassen.

Arrr, nennt mich Fienchen die Schreckliche und gebt mir eine Augenklappe

Futter schmeckt nur, wenn man es anderen wegfrisst!

7 Kommentare:

  1. Tapferes Fienchen!
    Sie wird es schaffen!
    Ich drücke fest die Daumen.

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  2. Fienchen hat bisher nur 50 g abgenommen und schlägt sich ganz tapfer. Mit ihrer Tamponage im Auge sieht sie echt albern aus. Ein bisschen graut es mir ja davor, ab Übermorgen muss ich selbst das Auge spülen (heute waren wir zum letzten Mal beim TA), sowas habe ich ja schon hunderte Male gemacht, das ist kein Problem, aber anschließend soll das Auge wieder eine Tamponage bekommen und zugetackert werden und mit diesem dämlichen Tacker kann ich nicht besonders gut umgehen... vielleicht sollte ich an mir selbst üben *aua*...

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  3. Du liebe Güte O.O (ob das der passende Smilie ist...) Gut, dass Finchen das so wegsteckt. Wahnsinn.
    Aber das klingt ja alles gruselig...Auge spülen, zutackern....brr.

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  4. Fienchen ist ja soooo tapfer. Sie blieb ganz ruhig in ihrem Kuschelsack sitzen und lies mich machen. Das einzige Problem war: Mit meinem medizinischen Seitenschneider war ich nicht in der Lage, die verdammten Klammern klein zu kriegen. Ich mußte also mit Fienchen im Arm (im Kuschelsack) zum Werkzeugkasten und einen Seitenschneider suchen. Damit habe ich ihr die Klammern aber relativ problemlos entfernt. Das Spülen und Salben war gar kein Problem, Wundverband anlegen ging auch. Aber das Tackern war ein wenig problematisch. Nicht etwa weil Fienchen sich gewehrt hätte, nur weil dort eben sehr sehr sehr wenig Haut ist und die zu treffen war nicht leicht. Aber es hat geklabt, drei Nadeln sind drin und halten alles zusammen, Fienchen hat nur einmal kurz gezuckt, also so schlimm wars wohl nicht und hinterher hat sie mein Grünfutterangebot zum Trösten sofort angenommen ;) Fienchen ist einfach total tapfer und auch relativ gut drauf.

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  5. Das freut mich :-)
    Ich denke, im Vergleich zu den Schmerzen, die sie vor der OP erleiden musste, ist das Tackern jetzt wirklich eine Kleinigkeit für Finchen.
    Trotzdem bin ich froh, dass ich dies nicht machen muss. Ich glaube, hier würde meine
    Selbständigkeit aufhören und ich würde ständig zum TA rennen.

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  6. Als ich eben die Klammern löste und den Verband abnahm, kam mir das ganze Lid entgegen, es ist regelrecht abgefault. Leider eitert es in der Wunde auch, obwohl ich sie gespült und sauber gehalten habe. Jetzt konnte ich nicht mehr zutackern (da war keine Haut mehr, man schaut auf den Knochen). Ich hoffe sehr, der Verband den ich angelegt habe hält, ich habe dazu einige Haare rund ums Auge entfernt so gut es ging (rasieren mochte ich allerdings nicht) und habe einen Kreuzverband gelegt. Leider habe ich den TA Termin jetzt erst am Mittwoch (er ist nicht da), hoffen wir mal, dass der Verband drauf bleibt... drückt mal doll die Daumen für Fienchen.

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  7. Verband hielt nicht, egal was wir versucht haben. Heute hat der TA noch mehr Gewebe rund um das Auge entfernt, hat mir bestätigt, dass ich völlig unschuldig bin und nun hat sie ein großes Loch. Aber dieses Loch ist zumindest gut durchblutet, das ist ein gutes Zeichen, es könnte also noch abheilen. Fienchen ist aber ein echter Pechvogel, sie hat sich das vorhandene Auge verletzt, es war heute Morgen grau und geschwollen und hat einen sichtbaren Riss direkt in der Mitte. Also ist sie nun so gut wie blind, hat Schmerzen, ist entsprechend verunsichert, weint regelrecht, frisst schlecht und muss alle drei Stunden Augensalben kriegen, was dem Kind natürlich ebenfalls nicht gefällt. Aus dem sonst so ausgeglichenen Fienchen ist derzeit ein ängstliches Tier geworden und sie rennt weg, sobald sie uns hört. Ich mache mir große, große, große Sorgen.

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